Temu stoppt Direktverkäufe von China in die USA

Die chinesische E-Commerce-Plattform Temu hat angekündigt, keine Waren mehr direkt aus China an US-Kunden zu versenden. Der Schritt folgt auf eine Verschärfung der Regelung zum sogenannten „de minimis“-Schwellenwert, die zollfreie Importe unter 800 US-Dollar erlaubte und nun von den US-Behörden als missbraucht angesehen wird.

Temu setzt auf lokale Logistik in den USA

Laut Temu werden sämtliche Verkäufe in den USA nun von lokal ansässigen Händlern abgewickelt und die Bestellungen direkt im Land versendet. Das Unternehmen hat aktiv US-Unternehmen für die Plattform gewonnen, um den grenzüberschreitenden Versand zu ersetzen. Ziel ist es, lokale Händler zu unterstützen und gleichzeitig die neuen Importvorgaben einzuhalten.

Ende der „de minimis“-Ära für chinesische Anbieter

Diese Umstellung fällt mit dem Ende der „de minimis“-Ausnahmeregelung zusammen – einem seit 1938 bestehenden Handelsprivileg der USA, das die zollfreie Einfuhr von Waren unterhalb eines bestimmten Schwellenwerts erlaubte. Diese Regelung machte über 90 % der Einfuhren in die USA aus und war ein Schlüsselelement im Geschäftsmodell von Temu und Shein.

Kritiker, darunter sowohl die Trump- als auch die Biden-Regierung, warfen der Regel vor, US-Unternehmen zu schaden und illegale Importe – etwa synthetische Opioide – zu begünstigen.

Höhere Preise für Online-Käufer in den USA erwartet

Mit dem Wegfall der Regelung unterliegen Pakete aus China nun Zöllen von bis zu 120 % oder pauschalen Gebühren, die ab Juni von 100 auf 200 US-Dollar steigen sollen. Analysten rechnen mit einem spürbaren Anstieg der Verbraucherpreise. Laut einer Schätzung des American Action Forum könnten US-Konsumenten durch die Reform jährliche Mehrkosten zwischen 8 und 30 Milliarden US-Dollar tragen müssen.

Temu und Shein kündigten bereits Preisänderungen aufgrund steigender Betriebskosten an. Shein hat sich zu den jüngsten Entwicklungen bisher nicht geäußert.

Internationale Wirkung: Auch UK und EU verschärfen Vorschriften

Nicht nur die USA gehen gegen zollfreie Billigimporte vor: Großbritannien prüft derzeit eine Reform seiner Regelung für Waren unter 135 Pfund, und die Europäische Union plant, die Steuerfreiheit für Sendungen unter 150 Euro abzuschaffen. Auch europäische Verbraucher müssen daher mit Preisanstiegen rechnen.

Chinesische Anbieter könnten gezwungen sein, ihre Logistikstrategien zu überdenken und stärker auf regionale Lagerhaltung und Regelkonformität zu setzen.

Mehr Sicherheit oder zusätzliche Belastung für Grenzbeamte?

US-Behörden sehen das Ende der Regelung als notwendig zur Eindämmung illegaler Drogeneinfuhren, doch Kritiker befürchten eine Überlastung der Zollbehörden. Laut dem National Foreign Trade Council könnte die Maßnahme Ressourcen von der südlichen Grenze abziehen, wo die meisten illegalen Substanzen ins Land gelangen.

Wird die Schließung dieser Lücke tatsächlich amerikanische Interessen schützen – oder bringt sie neue Probleme mit sich?

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