Chinas Industrie schrumpft deutlich – US-Zölle verstärken Konjunktursorgen

Die chinesische Industrieproduktion ist so stark geschrumpft wie seit fast fünf Monaten nicht mehr – eine direkte Folge der aggressiven US-Zölle. Da wichtige Konjunkturindikatoren die Erwartungen unterschreiten, mehren sich die Rufe nach entschlossenen staatlichen Stützungsmaßnahmen aus Peking.

Industrieaktivität unter Druck durch Handelskonflikt

Der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe fiel im April auf 49 – ein deutlicher Rückgang von 50,5 im März und der tiefste Stand seit Dezember 2023. Ein Wert unter 50 signalisiert eine Schrumpfung der Wirtschaftsaktivität. Das Nationale Statistikamt (NBS) führt den Rückgang insbesondere auf die 145 % Strafzölle der Trump-Regierung auf chinesische Produkte zurück.

Auch der Dienstleistungs- und Bausektor wuchs langsamer als erwartet, was auf eine umfassendere wirtschaftliche Abkühlung hindeutet.

Frühe Warnsignale für Chinas Wirtschaft

Die aktuellen Daten deuten auf eine spürbare Abkühlung der chinesischen Konjunktur hin. Analysten von Morgan Stanley und anderen Instituten erwarten im zweiten Quartal eine deutliche Verlangsamung und fordern stärkere politische Gegenmaßnahmen. Neue Exportaufträge sanken auf den tiefsten Stand seit Dezember 2022, während die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe so stark zurückging wie seit Februar 2023 nicht mehr.

Einige Schätzungen sprechen sogar von einem Rückgang der Frachtlieferungen um bis zu 60 %, was die exportorientierte Industrie stark belastet.

Ökonomen fordern entschlossenes Handeln

„Die Zölle beginnen eindeutig zu wirken“, sagte Robin Xing, Chefökonom für China bei Morgan Stanley. Lu Ting von Nomura drängte auf strukturelle Reformen, darunter im Immobiliensektor und beim Rentensystem, sowie auf eine stärkere Öffnung gegenüber anderen Volkswirtschaften.

Zhaopeng Xing von der ANZ Bank rechnet in den kommenden zwei Monaten mit gezielten Maßnahmen, sieht aber auch die Notwendigkeit, politische Spielräume für einen möglicherweise längeren Handelskonflikt zu bewahren.

Begrenzte Konjunkturhilfe und scharfer Ton aus Peking

Peking hat bislang keine umfassenden neuen Konjunkturpakete angekündigt, sondern setzt auf die Umsetzung bereits beschlossener Maßnahmen aus dem März. Außerdem wurde der Zugang zu Krediten für Exporteure erleichtert. Außenminister Wang Yi reagierte deutlich auf die US-Zölle und warnte andere Länder davor, sich Washingtons Drohungen zu beugen.

Das Statistikamt machte eine hohe Vergleichsbasis aus dem Vormonat sowie rasche Veränderungen im globalen Umfeld für den Rückgang verantwortlich. Gleichzeitig wurde betont, dass Handelskriege keine Gewinner hervorbringen – ein Hinweis auch auf Produktionsrückgänge in den USA, Großbritannien und Japan.

Private Wirtschaftsdaten mit leicht positiver Note

Der privat erhobene Caixin-PMI für kleinere exportorientierte Unternehmen lag bei 50,4 – leicht über den Erwartungen. Doch laut Wang Zhe, Chefökonom der Caixin Insight Group, war das Wachstum der Gesamtaufträge im April minimal, da die Auslandsnachfrage durch die Zölle stark belastet wurde.

Bereits im ersten Quartal hatten chinesische Industriebetriebe mit schwachen Gewinnen zu kämpfen: Der Gewinnzuwachs lag bei nur 0,8 % – deutlich unter dem BIP-Wachstum. Chinas führende Solarmodul-Hersteller verzeichneten über 8 Milliarden Yuan (1,1 Milliarden Dollar) an Verlusten infolge niedriger Preise und Überkapazitäten.

Hält Chinas Wirtschaft einem längeren Handelskrieg stand?

Mit sinkenden Wachstumserwartungen und schwächelnder Auslandsnachfrage steht die chinesische Regierung unter Druck, Beschäftigung und Produktion zu stabilisieren. Aber reichen gezielte Maßnahmen aus, um einen langfristigen Konflikt wirtschaftlich abzufedern?

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