Eine Gruppe ehemaliger Zentralbankchefs fordert von der US-Notenbank Federal Reserve eine radikale Kehrtwende: Statt sowohl Inflation als auch Beschäftigung als gleichrangige Ziele zu verfolgen, solle die Fed sich wieder vollständig auf Preisstabilität konzentrieren. Der Appell kommt, während die Fed ihre geldpolitische Strategie überprüft.
Beschäftigungsziel im Fokus der Kritik
Der Bericht des G30 – unter dem Vorsitz des ehemaligen New Yorker Fed-Präsidenten William Dudley – kritisiert das aktuelle Rahmenwerk, das die Beschäftigung als „breit angelegtes und integratives Ziel“ definiert. Die Autoren argumentieren, dass geldpolitische Instrumente ungeeignet seien, um solche sozialen Ziele zu erreichen, ohne die Inflationskontrolle zu gefährden.
Pandemie-Strategie wird zum Problem
Die heutige Strategie wurde 2020 inmitten der Corona-Krise eingeführt. Sie ermöglichte vorübergehend höhere Inflation, um frühere Defizite auszugleichen, und sollte gleichzeitig für mehr Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt sorgen.
Laut G30 hat dieser Ansatz jedoch die Reaktionsfähigkeit der Fed geschwächt, als der Inflationsdruck nach der Pandemie schnell zunahm.
Späte Reaktion – hohe Risiken
Der Bericht stellt fest, dass die Fed „den letzten Krieg“ kämpfte, also zu lange an alten Annahmen festhielt. Die Folge war ein zu spätes Gegensteuern mit Zinserhöhungen, das wiederum Turbulenzen an den Finanzmärkten auslöste und das Vertrauen in die Notenbank beschädigte.
Reformvorschläge zur Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit
Die Empfehlungen des G30 umfassen:
Entfernung des Beschäftigungsziels aus dem geldpolitischen Rahmen
Rückkehr zu einem klaren Bekenntnis zur 2 %-Inflationsmarke
Veröffentlichung detaillierterer Wirtschaftsprognosen
Präzisere Kommunikation zur Nutzung von Anleihekäufen
Neue Rolle für Notenbanken?
Angesichts der laufenden Überprüfung ihrer Strategie steht die Fed vor einer Grundsatzfrage: Sollen Notenbanken gesellschaftspolitische Ziele verfolgen – oder sich strikt auf Preisstabilität konzentrieren?
