US-BIP-Bericht lässt Märkte im Unklaren

Ein neuer Bericht zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA hat bei Anlegern für Verunsicherung gesorgt, da die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zölle von Präsident Donald Trump wichtige Indikatoren verzerren. Während die Zahlen für das erste Quartal eine Kontraktion zeigen, erschweren widersprüchliche Signale die Einschätzung, ob eine Rezession bevorsteht oder nicht.

BIP-Rückgang durch Zollverzerrungen verfälscht

Die US-Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal um annualisierte 0,3 % – der erste Rückgang seit 2022. Hauptursache war ein Anstieg der Importe um 41,3 %, da Unternehmen versuchten, steigenden Kosten durch neue Zölle zuvorzukommen. Das daraus resultierende Handelsdefizit belastete das BIP um rekordverdächtige 4,83 Prozentpunkte.

Trotz des Rückgangs betonten Ökonomen, dass die Inlandsnachfrage stabil blieb: Der private Konsum – verantwortlich für über zwei Drittel der US-Wirtschaft – wuchs um 1,8 %.

Zolldynamik erschwert wirtschaftliche Bewertung

Analysten erklärten, die Zahlen seien durch Reaktionen auf die Zollpolitik stark verzerrt. „Es gibt derzeit enorme Verzerrungen und Volatilität in den Wirtschaftsdaten“, sagte Matthew Miskin von John Hancock Investment Management.

Mark Hackett von Nationwide warnte, dass Anleger „keinen klaren Überblick“ über die tatsächliche Entwicklung hätten. Laut Larry Werther von Daiwa Capital Markets sei eine Rezession nicht sein Basisszenario, aber das Risiko habe deutlich zugenommen.

Märkte reagieren verhalten auf gemischte Signale

Nach der Veröffentlichung des Berichts fielen die Aktien-Futures zunächst deutlich, erholten sich aber im Tagesverlauf. Der S&P 500 schloss leicht im Plus, liegt jedoch noch 9,4 % unter dem Februar-Hoch. Zweijährige US-Staatsanleihen verzeichneten sinkende Renditen – ein Hinweis auf Zinssenkungserwartungen – während langfristige Renditen weitgehend stabil blieben.

Robert Tipp von PGIM Fixed Income erklärte, die schwache Entwicklung langfristiger Anleihen spiegele die Sorge wider, dass die Fed gezwungen sein könnte, sich trotz anhaltender Inflation stärker auf das Wachstum zu konzentrieren.

Anlagestrategien passen sich politischer Unsicherheit an

Da weiterhin Klarheit über die US-Zollpolitik fehlt, setzen viele Investoren auf sogenannte „Barbell“-Strategien. Sonu Varghese von Carson Group empfiehlt eine Mischung aus defensiven, schwankungsarmen Werten und wachstumsstarken Aktien.

Der anstehende US-Arbeitsmarktbericht könnte weitere Einblicke geben, ob der Arbeitsmarkt stark genug bleibt, um den Konsum zu stützen – der derzeit als Stabilitätsfaktor der Wirtschaft gilt. „Wenn der Arbeitsmarkt jetzt nachlässt, haben wir ein ernsthaftes Problem“, warnte Varghese.

Kommt Klarheit – oder steuert die US-Wirtschaft auf neue Unsicherheit zu?

Zölle verfälschen Wirtschaftsdaten, und Inflation schränkt die Handlungsspielräume der Notenbank ein. Wird ein starker Arbeitsmarkt das Vertrauen zurückbringen – oder steht die nächste Phase wirtschaftlicher Instabilität bevor?

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